Was ist der Unterschied zwischen der Saldosteuersatzmethode und der effektiven MWST?

Schweizer Unternehmen können zwischen Saldosteuersatz- und effektiver MWST-Methode wählen – beide mit eigenen Vorteilen, Pflichten und Grenzen.

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2025
Was ist der Unterschied zwischen der Saldosteuersatzmethode und der effektiven MWST?
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In der Schweiz haben steuerpflichtige Unternehmen grundsätzlich zwei Möglichkeiten, ihre Mehrwertsteuer (MWST) abzurechnen: die effektive Methode und die Saldosteuersatzmethode. Beide haben spezifische Anforderungen, Vorteile und Einschränkungen.

1. Die Saldosteuersatzmethode: Einfach und pauschal

Die Saldosteuersatzmethode erlaubt es, die MWST-Abrechnung stark zu vereinfachen. Statt auf den Vorsteuerabzug zu achten, wird einfach ein behördlich festgelegter Pauschalsatz auf den Bruttoumsatz angewendet.

Voraussetzungen:

  • Jahresumsatz (inkl. MWST) unter CHF 5,024 Mio.
  • Steuerzahllast nicht über CHF 108'000 pro Jahr
  • Nur zwei Abrechnungen pro Jahr (halbjährlich)
  • Anmeldung beim Bund nötig (nicht automatisch)

Vorteile:

  • Sehr geringer Verwaltungsaufwand
  • Keine detaillierte Buchführung über Vorsteuer nötig
  • Ideal für Kleinstunternehmen, Selbstständige, Dienstleister:innen

Nachteile:

  • Kein Abzug der bezahlten Vorsteuer (z. B. bei Investitionen)
  • Der Pauschalsatz ist je nach Branche unterschiedlich – bei hohen Margen kann das teuer werden
  • Bei Bezug von Dienstleistungen aus dem Ausland (Bezugssteuer)

Beispiel:

Ein:e Grafiker:in fakturiert pro Jahr CHF 80'000 inkl. MWST. Bei einem Saldosteuersatz von 6.5 % ergibt sich eine Steuerschuld von CHF 5'200 – unabhängig davon, wie viel MWST sie für ihre Software, Drucksachen oder Werbung bezahlt hat.

2. Die effektive MWST-Methode: Präzise, aber aufwändiger

Die effektive Methode ist der Standardansatz der MWST-Abrechnung. Sie erfordert, dass alle Einnahmen und Ausgaben mit MWST separat erfasst werden. Es wird nur die Differenz zwischen vereinnahmter MWST (Debitoren) und Vorsteuer (Kreditoren) an die ESTV abgeführt.

Vorteile:

  • Volle Abzugsfähigkeit der Vorsteuer
  • Genaue Steuerlast entsprechend der tatsächlichen Geschäftsvorfälle
  • Vorteilhaft bei hohen Investitionen oder grossen Vorsteuern

Nachteile:

  • Höherer Aufwand für Buchhaltung und Belege
  • Quartalsweise Abrechnung
  • Risiko bei fehlerhafter Deklaration (z. B. vergessene Vorsteuerabzüge)

Beispiel:

Ein IT-Dienstleister erwirtschaftet CHF 108’100 Umsatz (MWST-pflichtig mit 8.1%) und bezahlt CHF 5'000 MWST auf Aufwendungen (Lizenzen, Infrastruktur). Von den vereinnahmten CHF 8’100 MWST kann er CHF 5'000 abziehen. Die Rechnung wird sich somit auf CHF 3'100 belaufen.

3. Welche Methode ist besser für wen?

Die Wahl hängt stark von der Branche, Unternehmensgrösse, Marge und Aufwand ab. Es gibt keine universell bessere Methode – sondern eine passendere.

Die Saldosteuersatzmethode passt, wenn:

  • Ihr Umsatz unter CHF 5 Mio. liegt
  • Sie nur geringe Vorsteuer-Ausgaben haben
  • Sie eine einfache Buchhaltung bevorzugen
  • Ihre Marge nicht zu hoch ist
  • Sie im Dienstleistungsbereich oder als Freelancer:in tätig sind

Die effektive Methode passt, wenn:

  • Sie hohe Investitionen oder viele vorsteuerbelastete Ausgaben haben
  • Sie eine professionelle Buchhaltung führen (lassen)
  • Sie in einer margenschwachen Branche tätig sind (z. B. Handel)
  • Sie komplexere MWST-Verhältnisse (z. B. Ausland, Teilsteuerpflicht) haben

4. Auswirkungen auf Liquidität und Steuerrisiken

Die Wahl der Methode hat direkte finanzielle Auswirkungen – auch auf Ihre Liquiditätsplanung:

Saldosteuersatzmethode:

  • Sie behalten kurzfristig mehr Liquidität (keine Vorfinanzierung der Vorsteuer)
  • Aber: keine Rückerstattung bei hohen Ausgaben

Effektive Methode:

  • Sie müssen mehr Belege verwalten und die MWST korrekt abführen
  • Dafür erhalten Sie Rückzahlungen bei Investitionen (z. B. neue Infrastruktur)

Steuerrisiken:

Fehler bei der effektiven Methode (z. B. fehlende Belege) führen schneller zu Nachzahlungen. Die Saldosteuersatzmethode reduziert solche Risiken – kann aber zu einer versteckten Überbesteuerung führen, wenn Ihr tatsächlicher MWST-Saldo unter dem Pauschalsatz liegt.

5. Wechsel der Methode: Was ist zu beachten?

Wechsel zur Saldosteuersatzmethode:

  • Nur per Anfang Jahr möglich
  • Gesonderter Antrag bei der ESTV nötig
  • Wechsel frühzeitig (bis spätestens 28. Februar) beantragen

Wechsel zur effektiven Methode:

  • Möglich, indem Sie die nächste Abrechnung auf effektive Basis umstellen
  • Danach mind. 3 Jahre gebunden, bevor ein Wechsel zurück möglich ist

Achtung: Ein Wechsel kann auch strategisch genutzt werden – z. B. bei geplanten Investitionen oder bei starkem Umsatzwachstum.

Fazit: Wählen Sie die passende MWST-Methode mit Bedacht

Die Entscheidung zwischen Saldosteuersatzmethode und effektiver MWST hat grosse Auswirkungen auf Ihre Buchhaltung, Liquidität und Steuerlast. Während die Saldosteuersatzmethode einfach und bequem ist, lohnt sich die effektive Methode bei Investitionen und komplexeren Geschäftsvorfällen.

Empfehlung:

Lassen Sie sich von einer Treuhandstelle oder Ihrem:Ihrer Steuerberater:in individuell beraten. Besonders beim Wechsel oder bei Sonderfällen (z. B. Auslandkunden, gemischte Leistungen) ist Fachwissen entscheidend.

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